Zweiter Abend: Die Schlacht am Plateau

„Ihr steht in der Warteschlange zum Essen wärend wir überrannt werden, ich fass es nicht“

Hellgor Hakenhand

Aufzeichnungen Hellgor Hakenhands
Die Shandrill – Travar Passage,
15 Tage Reise, anfangs zwischen den Donnergipfeln und dem Servos,
danach durch die Brachen. Das ist die Passage die vor uns liegt.

Es werden wieder einige nicht schaffen, ich habe die üblichen 15-20% Verluste schon jetzt im Proviant mit einkalkuliert. Denn Tote essen nicht und wenn man sparen kann, sollte man es tun.

Ich konnte durch einen glücklichen Umstand einen zusätzlichen Batzen Silber raushandeln:
Eine Gruppe von erfahrenen Adepten wollten eine große, längliche schwarze Kiste, die Ähnlichkeiten mit einem Sarkophag aufweist, mit auf einem Wagen in der Karawane führen, irgendwo bis kurz vor Travar. Ich habe dabei kein gutes Gefühl. Irgendetwas stimmt mit der verfluchten Kiste nicht aber ich konnte ein Zusatz-Geschäft draus machen. Jetzt zahlen die sie dafür mit mir reisen zu dürfen, anstatt anders herum. Cram Blutbad, Zador Wildhand und Nyram Drabuul, allesamt erfahrene Adepten, zahlen, um bei mir, Hellgor Hakenhand, als Wachen arbeiten zu können.
Moment, ich muss mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen…

Zusätzlich habe ich Cram gezwungen zusätzliche Wachen auszusuchen und zu engagieren – von seinem Geld. Ich musste mir auf die Zunge beißen um nicht loszuprusten, als ich Cram Blutbads Gesicht gesehen habe. Trolle können wirklich sehr beschränkt sein… Ein Zwerg sollte im Normalfall alle anderen Rassen bezwingen können. Durch seinen Intellekt, die Beharrlichkeit und sein Gespür, wo es ein Geschäft zu machen gilt.

Die fünf Typen, die den roten Stein bekamen und damit von Cram und seinem Team als Wachen ausgesucht wurden, haben mir allerdings von Anfang an nicht gepasst. Verfressen und weich in der Birne. Die kamen am ersten Tag schon völlig verkatert, nach Donbrass stinkend, zur Karawane.
Meines Erachtens waren zwei von denen eh nur Rabenfutter – der Bogenschützen Elf und der Ork mit der Axt. Ich habe mit dem Kutscher, der den Wagen mit der schwarzen Kiste transportiert um fünf Silberstücke gewettet, dass die beiden nicht lebend in Travar ankommen. Und weil die Kiste auch sehr gefährlich wirkt, habe ich mit einem von den Jungs aus dem Proviant-Team gewettet, dass der Schwarz-Kisten-Kutscher es nicht überleben wird. Also egal was passiert – ich werde davon profitieren. Wenn man Gewinn erzielen kann, sollte man es tun.

Wir sind dann also endlich von Shandrill aufgebrochen, sieben Wagen, die Schwarzen Kiste auf einem, dreimal Wagen mit dem Branntwein Donbrass, 2 Proviantwagen und mein eigener Wagen.
Die Donnerberge im Süden gaben den ganzen ersten Tag ihre typischen grollenden Geräusche von sich. Ich musste den Jungs vom Roten Stein schon ordentlich einheizen, außer mir versteht keiner die Bedeutung dieser Handelskarawane. Die Kerle waren komplett grün hinter den Ohren und hingen die ganze Zeit am Rockzipfel von Cram Blutbad.
Ich hasse die Gegend direkt vor Shandrill, die Berge türmen sich im Süden auf und im Norden drücken die Nebel des Servos in die Ebene. Dann die Hügel, die Savanne und und die großen Büsche die viel zu viel Sicht versperren und unangenehm nah am Rand der Straße wachsen.

Und siehe da – unsere Trunkenbolde wurden langsam wach – und formierten sich, überraschenderweise sogar ganz vernünftig. Der kleine Windling hatte den Mumm etwas voraus den Weg auszukundschaften. Hummh, vielleicht sollte ich noch eine Wette gegen ihn aufmachen.

Gegen Abend legte die Wachtruppe des Roten Steins den Lagerplatz fest. Am Rande eines Plateaus das sich 30 Fuß senkrecht in die Höhe erhob. Also wurden die Wagen im Halbkreis an das Plateau gestellt. Wir hatten die senkrechte Felswand im Rücken.

Ich habe dafür gesorgt das mein Wagen, der viele erlesene Kostbarkeiten transportiert, in der Mitte war. Dann stellten die den Wagen mit der schwarzen Kiste neben meinen. Das hat mir nicht gepasst, und das habe ich der Truppe sehr deutlich gesagt. Cram Blutbad und ich kamen uns ziemlich ins Gehege. Hinterher habe ich ihm seinen Willen gelassen, ich muss den Troll bei Laune halten… Die Jungs mit dem Roten Stein schienen sich darüber zu amüsieren.

So etwas merke ich mir. Ich habe das registriert, glaubt mir. Ich werde das im Auge behalten, wäre nicht die erste Karawanenwache, die ich in der Ödnis zurücklassen muss, weil sie meutern möchte… Wenn man solche Dinge kommen sieht, sollte man sich wappnen.

Auf jeden Fall gab es dann Essen. Bis auf das elfische Rabenfutter stürzte sich die gesamte Rot-Stein-Truppe auf den Fraß und stellte sich schwatzend an das Lagerfeuer – ich habe meinen Augen nicht getraut. Absolut dilettantisch, ein Desaster.
Die Wachen, die Cram eingestellt hatte, bewachten also nicht den Donbrass und die anderen Wagen, sondern soffen und fraßen alles weg! Außerdem hofften sie bestimmt insgeheim eine aus dem Proviantteam flachzulegen…

… Ich bin auf den Ork (das Vieh hatte schon die zweite Portion weg) und den Unauffälligen zu und habe ihnen die Wacht angesagt. Komplette Aussetzer, die zwei. Ich wollte Ihnen gerade den Sold kürzen – als ein Pfeil, der schräg von oben vom Plateau kam, meine Essensschüssel zerschlug und zitternd im Boden vor meinen Beinen stecken blieb.

Der Elf hatte sich von dem Magier auf das Plateau zaubern lassen und konnte von dort aus sehen wie eine Horde von Orkbrennern auf Ponys aus der Ebene heranrollte. Der Pfeil sollte eine Warnung für uns sein. Uns zeigen das wir angegriffen werden. Dabei hätte er mich fast getötet. Ich revidiere meine Meinung – die Kerle vom Roten Stein sind nicht nur unnütz – sie sind wahnsinnig und gefährlich.

Die erste Welle der Orksteppenreiter erwischte uns mitten im Chaos der Kampfvorbereitungen. Das Proviantteam schrie, kämpfte und starb (größtenteils). Ich habe sie in meiner Rechnung nicht auf dem Plan gehabt, von daher besonders ärgerlich.

Aber die Jungs vom Roten Stein und Cram Blutbad und seine Truppe haben ordentlich abgeräumt, wahrscheinlich liegt ihnen die Zerstörung im Blut. Die Eröffnung machte Nyram Drabuul, dessen Zauber blauer Energie, einen Orkbanditen samt Pferd platzen liess. Der Bogenschützen-Elf, Alder hieß er, glaube ich, schickte den weißgefiederten Tod vom Rand des Plateaus. Der verfressene Ork schwang seine Kriegsaxt gegen alles was an der rechten Flanke herandonnerte…

Besonders überrascht hat mich jedoch dieser unauffällige Typ, ich glaube Takris war sein Name. Er überredete doch glatt einen Teil des Proviant-Teams (ich nenne es auch das blaue Team) sich ihm im Kampf gegen die Orkbanditen anzuschliessen und baute mit ihnen einen provisorischen Palisadenwall aus Speeren an der linken Flanke.

Der grüne Windling mit den blauen Haaren stürzte sich aus dem Abendhimmel herab und tötete wahllos einige der Steppenreiter. Ich sicherte in der Zwischenzeit meinen Wagen, denn die zweite Welle der Orkbanditen brandete an. Diese Kämpfer trugen schwere Rüstungen, die mit Fellen von Silberwölfen besetzt waren und ihr Angriff traf unsere Truppen mit Wucht. Dieser Takris wurde überrannt und ging mit Schrei und Blut zu Boden (auf den hätte ich setzen sollen, der ist mir aber irgendwie dadurch gegangen), zwei aus der Proviant-Gruppe starben an seiner Seite.

Nun passierten mehrere Dinge gleichzeitig und es ist selbst für einen Zwerg schwierig, die zeitliche Reihenfolge nachzuhalten, ich musste ja schließlich auch noch meine Kostbarkeiten im Wagen bewachen. Also, …

Die Schlacht wogte ihrem Höhepunkt entgegen und obwohl die Angreifer herbe Verluste einstecken musste, ging einer der Wagen, die den Branntwein Donbrass transportieren, lichterloh in Flammen auf – eine Schande!
Gleichzeitig, von fast allen unbemerkt, wurde der Wagen mit der großen schwarzen Kiste durch eine Art riesigen bleichen Wurm, der aus dem Boden brach, angegriffen. Diese verfluchte Kiste schien sein Ziel zu sein, die Jungs vom Roten Team wurden richtig panisch als das Wurmviech sich an einer Stelle mit seinen Mandibeln durch die Holzschicht fraß und darunter ein runenbesetzter Metallbehälter sichtbar wurde, eine Art Sarg oder so. Der Pfeil von dem Elf prallte am Panzer des Wurmes ab – nur dadurch das der Unauffällige und der Ork gemeinsam angriffen töteten sie endlich den Wurm und verhinderten … ja was eigentlich?
Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes schaffte es der Windling Enidan tatsächlich einen der Orkbrenner bewußtlos zuschlagen und gefangen zu nehmen. Das war meine Chance mich noch an der Schlacht zu beteiligen. Ich bin also raus aus dem Wagen um dem zu Boden gegangenen Orkbrenner den Gar auszumachen. Ich hatte gerade mit dem Kurzschwert ausgeholt als diese verfluchte Windlingsfliege Enidan mir in den Bauch flog, mich rammte und beinahe umwarf. „Hier wird kein Wehrloser getötet“ knurrt die Schmeißfliege mich an. Mittlerweile sind auch die andere des Roten Teams da und ich ziehe mich vorsichtig zurück. Bei denen weiß man nie.  Aus den Augenwinkeln bekomme ich noch mit wie der Orkbrenner sich überschwänglich bedankt und sagt er wäre der jüngste Sohn des Anführers der Orkbanditen und er und der Windling wären jetzt Blutsbrüder – lächerlich!
Aber ich muss sagen dieser unauffällige Takris imponiert mir immer mehr. Er tischte dem Orkbanditen eine Lügengeschichte auf das sich die Balken bogen. Wir würden gar keinen Schnaps transportieren, sondern wären nur eine Ablenkung, der wirkliche Schnaps würde weiter südlich transportiert. Der dumme Orkbrenner hat’s geschluckt und durfte abdackeln. Hätte er ein bisschen Hirn, würde er sich Fragen warum der Wagen, der angeblich nur Wasser transportiert, so lichterloh brennt.  Diese Karawane steht unter keinem guten Stern, mögen die Passionen uns beistehen…