Limbus

Das Mal des „Tanzenden Todes“

Das zerstörte Eingangsportal des Bellington schluckt uns, wie ein großes Maul. Im Inneren ändert sich die Stimmung schlagartig. Tobte gerade um uns herum noch der Sturm und das Leben der Stadt, hüllt uns nun die Stille und die Dunkelheit ein, wie ein Gefängnis.

Wir schauen uns in der Eingangshalle um. Alles sieht verändert aus. Da wo damals Leute ein und aus gingen und Handel getrieben wurde, stehen die zwei Säulenreihen nun allein in der riesigen Halle und wirken wie steinerne Wächter. Wie treffend dieser Eindruck ist, sollten wir nur Momente später erfahren.
Wir sehen uns um, erkennen die Reste geborstener Lichtkristalle in den Ecken liegen und Reste des schwarzen, dämonisch verseuchten Wassers auf dem Boden. In den Säulen sehen wir etwas, das wie Schießscharten aussieht. Wir sind gewarnt – vor allem, als Takris feststellt, dass die Säulen drehbar sind.

Wir beraten, wie wir zur Tür auf der anderen Seite gelangen wollen. Takris benutzt seine mechanische Kralle, um sich auf die andere Seite zu schwingen, ohne den Boden berühren zu müssen. Der Rest von uns wird sich als Phalanx durch den Raum bewegen: Tust und Raki sichern mit den hölzernen Flügeln des Portals zu den Seiten und Aldér und ich bleiben in der Mitte, so dass wir alle geschützt sind vor den Bolzen, die auf Takris abgefeuert wurden, als er sich hinüber schwang.
Da er aber auf den Beschuss vorbereitet war, richteten die Bolzen bei ihm keinen Schaden an. Ohne zu zögern macht er sich am Schloss zu schaffen, und hat es geöffnet, noch bevor Tust und Raki mit den Türen soweit sind. Sie brauchen sie allerdings auch nicht mehr, denn mit dem Öffnen der Tür, schaltet sich auch die Überwachung mit der Selbstschussanlage ab.

Im Raum dahinter befinden sich zwei Türen und ein großer Wandteppich, der ein Waldmotiv mit Tieren zeigt, und seltsam belebt aussieht. Die Tiere, darunter einige Wölfe, scheinen uns zu beobachten. Aldér legt einen Pfeil auf die Sehne, während Raki mich zum Teppich begleitet und Takris sich die Türen und deren Schlösser anschaut.
Ich erkenne im Teppich ein magisches Siegel, das von Bysumil Nerg. Es ist durch einen Faden mit dem Teppich verbunden. Als ich vor dem Teppich stehe, um das Siegel zu entfernen, wird klar, dass der Teppick wirklich wie ein Spiegel in eine andere Welt fungiert. Die Wölfe sind nun klar zu erkennen und formieren sich, während sie in unsere Richtung schauen. Ich reiße das Siegel ab, just in dem Moment, in dem der erste Wolf zum Sprung ansetzt. Sofort friert das Motiv auf dem Wandbild ein und es bleibt ein gewöhlicher Wandteppich übrig. Fein gewebt und mit einem lebensecht wirkenden, angreifenden Wolf.

Wir atmen kurz durch und richten unsere Aufmerksamkeit nun auf Takris, der das Schloss einer der Türen geöffnet hat. In der Astralsicht erkenne ich im Raum dahinter die magische Struktur eines dämonischen Konstrukts. Raki fühlt sich in den Stein der Wände und des Bodens ein und erfährt von ihm weitere Details. Mir gefallen seine neuen obsidianischen Kräfte. Sie bilden eine gute Ergänzung zu meinem magischen Spüren. Ebenso, wie Aldérs Kontakt zu Trudu, dem König des Sees.
Ich bedeute den anderen zu warten und lade einen Blitzstrahl auf, der auf der anderen Seite allerdings nicht unbemerkt bleibt. Das Konstrukt jagt auf die Tür zu. Ich gebe Tust das Zeichen, die Tür aufzureißen und lasse den Energieblitz los, der in das Maul der Kreatur fährt und sie geradezu zerreißt. Die anderen, die sich bereit gemacht hatten, das Wesen zu bekämpfen, lassen ihre Waffen sinken.

Wir schauen uns in dem angrenzenden Raum um, der total zerstört ist. Neben dem dämonischen Wasser gibt es jede Menge Schutt und elementares Feuer. Vermutlich das Werk der Feuerkanonen der Luftschiffe. Es scheint, als wäre ein Geschoss durch die Decke in den Raum eingeschlagen. Vermutlich gibt es auch in den oberen Stockwerken Brände und Beschädigungen.
Es gibt zwei weitere Türen in diesem Raum, eine davon ist hinter brennendem Schutt halb verschüttet, die andere befindet sich gegenüber und sieht unbeschädigt aus. Für diese Tür entscheiden wir uns und Takris stellt fest, dass sie unverschlossen ist.

Der Raum dahinter kommt uns vage bekannt vor. Hier hat damals ein Empfang stattgefunden, als Tust auf dem Abort angepöbelt wurde. Doch jetzt waren alle Fenster und Durchgänge bis auf zwei zugemauert. Auch dieser Raum gleicht einer Festung … und einem Schlachthaus! In der Mitte des großen Raums steht ein Esstisch, um den mehrere Leichen sitzen. Schläuche liegen auf dem Tisch und formen ein bekanntes Muster: Der Blutsäufer war hier! Nahe bei den beiden Türen liegt die ausgeweidete Leiche eines Elfen, der hintere Bereich des Raumes ist wieder mit dem schwarzen Wasser angefüllt, von dem jetzt eine immense Gefahr ausgeht. Aldér hatte den Zugriffsversuch des Dämons beim Kontaktmit dem Wasser in der Eingangshalle gerade noch abschütteln können, hier ist die Gefahr noch realer und für mich in der astralen Schau beinahe greifbar.
Raki, der wieder einmal versucht, Kontakt mit dem Stein aufzunehmen, um mehr über das zu erfahren, was hier passiert ist, strauchelt plötzlich, als der Blutsäufer auch ihn mental angreift und versucht die Kontrolle über Rakis Gedanken zu übernehmen. Unter Aufbringung seiner letzten Kräfte schüttelt er die Bedrohung ab und wir verlassen den Raum wieder. Hier zu verweilen bringt nichts ein, außer uns in Gefahr zu bringen.
Zurück in dem zerstörten Raum schließen wir alle Türen und verschnaufen kurz.
Die letzten Tage waren mehr als anstrengend und kräftezehrend. Eine kurze Rast würde uns dringend benötigte Kraft zurückbringen. Wir haben das Gefühl, bisher nur die Vorhölle betreten zu haben und das die wahre Gefahr erst ncoh auf uns wartet. Mir geht das magische Portal und die dämonische Verseuchung dieses Ortes nicht aus dem Kopf.

Das Bellington

Ehemals Luxushotel – jetzt Bunker.