Im ersten Kreis der Hölle

Was habe ich davon?

Die Kurze Rast hat letzte Reserven mobilisiert. Wir spüren schmerzlich unseren Gewaltmarsch der letzten vier Tage. Ist es wirklich erst vier Tage her, dass Prinz Neden uns das Ultimatum gesetzt hat, Märkteburg in drei Tagen zu befreien, bevor er die Luftschiffflotte Throals zur Vernichtung Märkteburgs aussendet? Heute ist der vierte Tag und Neden hat Wort gehalten. Doch wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft. Märkteburg ist frei, doch wir sind angetreten auch den letzten Schandfleck, das Mal des Dämonen in der Stadt zu tilgen. 

Unsere Körper schmerzen, als wir uns erheben, doch wir ignorieren den inneren Schrei nach Ruhe und Entspannung. Ich schalte um auf Astralsicht, um zu sehen, was uns hinter der halb verschütteten Tür erwartet. Drei bärenförmige dämonische Wesen mit fischartigen Köpfen lauern im nächsten Raum und kaum habe ich sie gesehen, habe ich auch schon ihre Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Sie greifen mich durch die geschlossene Tür magisch an. Bruchstücke von angelesenen Informationen fluten durch mein Hirn und formen einen Namen: Astrale Spürer! Für einen winzigen Moment bin ich überrascht und schaffe es daher nicht ganz, mich gegen den magischen Angriff zu wappnen. Eine Welle der Angst lähmt meine Sinne und auch wenn ich sie umgehend abschütteln kann, bleibt ein winziger Rest zurück, ein kleiner, klebriger Fleck in meinem Bewusstsein, der mich schaudern lässt, sobald ich meinen Fokus verliere. Doch den richte ich nun noch konzentrierter nach vorn. Die Spürer, die auch die Wesen der zwei Welten genannt werden, werden mich weiter angreifen, während wir uns ihnen durch die von Schutt versperrte Tür nicht nähern können. Es wird Zeit das zu ändern. 

Wir gehen zurück in den Raum mit den Leichen und ich bereite einen Feuerball vor, der die Tür hoffentlich bersten lässt, so dass wir die Spürer bekämpfen können. Diese wiederum versuchen alles, um meine Konzentration zu stören. Ihre gesteigerte astrale Wahrnehmung lässt sie erahnen, was ich vorhabe. Und während ich den nächsten magischen Angriff diesmal abschütteln kann, erheben sich die Toten im Raum und machen Jagd auf die Lebenden. Uns!

Doch die Gefährten sind zur Stelle: Raki trennt dem untoten Elfen in unserer Nähe mit seiner Axt Arm und Schulter ab, was ihn außer Gefecht setzt. Tust und Takris nehmen einen undefinierbaren untoten Namensgeber aufs Korn, der unter dem Tisch auf uns lauert und Aldér erledigt den dritten Leichnam in dem Moment, als dieser sich aus dem Wasser ziehen wollte. 

Die ohrenbetäubende Detonation des Feuerballs richtet unsere kollektive Aufmerksamkeit wieder auf die gegenüberliegende Tür, die nun ein großes Loch ziert, und auch der Schutt ist teilweise weggesprengt worden. 

Doch uns bleibt keine Zeit zu handeln. Wieder sind wir gefordert zu reagieren, als sich der erste der Astralen Spürer durch das Loch zwängt und fauchend auf uns zukommt. Da die Biester etwas ghulhaft anmuten, raune ich den anderen zu, vorsichtig zu sein und sich nicht von ihnen beißen zu lassen. Mit vereinten Kräften verletzten wir das Wesen schwer, während ich mich gegen den nächsten magischen Angriff erfolgreich zur Wehr setze. Das Wesen lässt eine Art Ei fallen, das ein Stück auf uns zurollt und dann liegen bleibt. Doch wir haben keine Zeit uns darum zu kümmern. Wir schlagen gerade erneut zu, als das Wesen sich vor unseren Augen in Luft auflöst und den Blick freigibt auf die nächste Kreatur, die sich durch das Loch in der Tür gezwängt hat und nun den Platz des ersten einnimmt.

Wieder einmal erweisen wir uns als eingespielte Truppe, die aufeinander abgestimmte Schläge austeilt und so schalten wir schnell und effizient auch den zweiten und den dritten Spürer aus. Diese lösen sich nicht auf und verenden vor unseren Augen in schleimigen Pfützen. 

Wir atmen kurz durch, sortieren unsere Ausrüstung und wollen gerade zur nun freien Tür aufbrechen, als ich, einer Intuition folgend, noch einmal auf Astralsicht wechsle, um zu sehen, ob das erste Biest wirklich weg ist. Und wieder scheint meine Magie der Auslöser zu sein, denn kaum fällt mein magischer Blick auf das Ei, erwächst aus ihm ein neuer Spürer, unversehrt und mit der gleichen Kraft. Der Kampf beginnt aufs Neue. 

Nachdem auch dieser gewonnen ist, machen wir uns auf, den folgenden Raum zu erkunden. Er ist klein, kaum mehr als ein breiter Gang mit einem Durchgang zur Rechten und einer Treppe geradeaus. Da der Gang rechts mit dem schwarzen Wasser gefüllt ist, entscheiden wir uns für die Treppe. Ihr folgt ein kurzer Gang und eine Öffnung in einen weiteren Raum. Takris entdeckt eine Falle, die jeden mit Bolzen löchert, der unbedarft durch den Türrahmen tritt. Tust findet heraus, wie man die Falle umgehen kann, ohne sie auszulösen und quetscht sich durch diesen Spalt. Aldér folgt ihm. Sie untersuchen den Raum, während Raki von hinten Geräusche hört. 

Etwas folgt uns. In der astralen Schau entdecke ich ein weiteres dämonisches Konstrukt, was sich mit seinen Tentakeln rasend schnell nähert. Es läuft dabei an der Decke und es ist eine Quarl Luthetica, eins jener Bister, denen wir schon im Kaer Fillkarion und in der Bibliothek von Travar begegnet sind. Ein weiterer Kampf beginnt, während Aldér und Tust den angrenzenden Raum untersuchen. Der einzig sichtbare Durchgang steht unter Wasser, ein weiterer Durchgang ist sauber zugemauert, was Tust natürlich reizt, die Mauer mit seiner Helmramme zu durchbrechen. Er nimmt Anlauf, es gibt einen Knall und als der Staub sich legt, fällt ein Strahl Sonnenlicht in das unwirtliche Labyrinth. Tust hat einen alten Eingang freigelegt. Oder ist es für uns ein Ausgang?

Der Rest von uns kämpft entschlossen gegen den gefährlichen Gegner. Raki fängt die Angriffe ab, kann sich oft nur knapp erwehren, teilt aber auch kräftig aus. Takris schlägt dem Konstrukt ebenfalls einige Arme ab und ich brenne ihm einige Blitze auf seinen Leib. Es dauert zum Glück nicht lange, bis wir es besiegt haben, aber keine Sekunde zu früh, denn lange hätte Raki die wuchtigen Angriffe der krallenbewehrten Tentakel nicht mehr abwehren können. 

Am Ende stehen wir alle bei Tust und Aldér und müssen uns entscheiden. Hören wir auf unsere schmerzenden Knochen, verschwinden aus dem Loch ins Freie und lassen die Luftschiffe das Bellington in Schutt und Asche schießen, oder tauchen wir durch das ölige, schwarze Wasser, setzen uns den Angriffen des Tanzenden Todes aus und beenden das Ganze auf die harte Tour? Lange brauchen wir nicht zu überlegen. Der leichte Weg war noch nie unsere Art!

Das Bellington

Ehemals Luxushotel – jetzt Bunker.