Unvorhersehbare Wege des Schicksals

Auf Gedeih und Verderb

Wir verlassen unsere neuen Freunde am Glasbasar in Richtung Mirannon Brunnen am Ostmarkt. Takris wird noch einmal kurz zurückkommen und sie bitten einen Scheinangriff auf das Bellington zu führen, während wir den Kristall an der Floranus-Statue im Mirannon Brunnen anbringen. Das Altmarkt-Viertel, in dem der Ostmarkt liegt, ist das Gebiet der Valan. Außerdem weiß Bysumil Nerg, dass wir an den anderen beiden Orten erfolgreich waren. Am Ostmarkt wird es daher mit Sicherheit erheblichen Widerstand geben.

Wir überqueren die Nordstraße und tauchen ein, in das Altmarktviertel, wo die Häuser dicht gedrängt stehen und es wieder zu regnen beginnt. Und es sind keine einzelnen Troßfen, es sind wahre Fluten, die vom Himmel stürzen und tiefer gelegene Bereiche, wie Keller oder Kanalisation, überfluten. Es scheint, als hätten wir die Wolken aus den anderen Stadtteilen verdrängt, die sich nun alle über dem Altmarkt-Viertel drängen. Und wir sehen noch etwas: Eine wahre Armada aus gut 20 Luftschiffen, darunter auch die Vernichtung, schweben langsam über das Nordstadt-Viertel in Richtung Süden. Throals Armee sendet ein unmissverständliches Zeichen der Stärke. Uns läuft die Zeit davon. Morgen sind die drei Tage um und wir zweifeln keine Sekunde daran, dass Prinz Neden seine Drohung wahrmacht und Märkteburg in Schutt und Asche legt.
Tust rettet ein Mädchen, dass von herabstürzenden Mauerteilen eingeklemmt, in den überschwemmten Straßen zu ertrinken droht. Und Aldér feiert ein Wiedersehen, mit Trudu, dem König des Sees. Der Orkjunge überbringt eine Botschaft von Edra Raben, die eigenmächtig nach Throal gegangen zu sein scheint, um Prinz Neden um einen Aufschub zu bitten, da wir kurz vor der Befreiung Märkteburgs stünden. Aldér gibt Trudu eine Antwort für Edra mit, bevor der Wassergeist wieder verschwindet.

Als wir den Ostmarkt erreichen, teilen wir uns auf, um weniger Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Aldér geht in die nahegelegene Arena, von deren Tribünen man eine hervorragende Sicht auf den Markt hat. Tust und Raki nehmen einen Eingang zum Markt, Takris und ich einen anderen. Takris setzt meinem Vorschlag, mit ihm zusammen zur Brunnenspitze zu fliegen den Vorschlag entgegen, im Schatten zu verschwinden und ungesehen bis zur Brunnenspitze zu klettern, auf der majestätisch Floranus thront. Ich bin einverstanden, denn das gibt mir die Gelegenheit selbst zu agieren, wenn es erforderlich ist. Und DAS es erforderlich wird, steht für uns alle fest.
Während Takris und ich noch diskutieren, sind Raki und Tust schon dem meisterlichen Schwertgesellen und dem Obsitianer in die Arme gelaufen, den beiden theranischen Söldnern, die uns in der Arena während des großen Festes ins Schwitzen gebracht haben. Damals war die Begegnung unentschieden ausgegangen. Heute würde es eine Entscheidung geben.
Doch dann greift das Schicksal ein: Tust zerbricht mit einem wuchtigen Keulenhieb die Klinge des überheblichen Menschen und hat den Kampf schon für sich entschieden, bevor er überhaupt begonnen hat und Raki kann mit dem Obsidianer in der Sprache der Steine kommunizieren. Der Obsidianer, Peldorak Brockengang, senkt seine Waffe, als er erfährt, dass es Raki war, der den Lebensstein auf der Toteninsel von seiner dämonischen Perversion befreit hat. Er bedeutet seinem Gefährten, Landos Spitzklinge, den Kampf aufzugeben und verkündet, dass er sich nicht mehr gegen Raki stellen wird. Die beiden verlassen den Markt unverrichteter Dinge.
Aldér trifft in den Katakomben der Arena auf Arcaria Valan, beziehungsweise auf das Wesen, das sie heute ist, ein Golem, wie wir sie schon in der Mine über Granitbinge gesehen haben. Aldér schafft es, sie mit einem gezielten Pfeil erheblich zu verletzen, muss sich dann aber ihrer Stärke geschlagen geben und weicht zurück.
Von beiden Aktionen bekomme ich nichts mit, ich sehe Takris vor meinen Augen verschwinden und wende meine Aufmerksamkeit dann dem Markt und den umstehenden Häusern zu. Aldér wird zwar auch nach Bogenschützen auf den Dächern Ausschau halten, aber ein zusätzliches Augenpaar kann sicher nicht schaden. Auf dem Dach von Wradlows Wein- und Spirituosenladen, der merkwürdigerweise geschlossen ist, sehe ich eine Bewegung. Da ich sicher bin, dass es keiner unserer Verbündeten ist, schicke ich einen Feuerball hinüber und höre an dem Schrei, dass der Feuerball sein Ziel gefunden hat. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Ein Pfeil, dem ich nicht ganz ausweichen kann, bleibt aber in meiner Luftrüstung stecken. Ganz kurz kann ich eine brennende Gestalt auf dem Dach erkennen. Es ist der elfische Meisterbogenschütze, der uns schon in der Vergangenheit das Leben schwer gemacht hat. Bevor ich ihm allerdings einen Blitzstrahl entgegenschleudern kann, schießt er schon den zweiten Pfeil auf mich ab und diesemal ist es nur meiner Intuition zu verdanken, dass ich diese Zeilen noch schreiben kann. Wieder trifft der Pfeil ins Schwarze, wieder kann ich mich aber so drehen, dass der Pfeil keinen nachhaltigen Schaden anrichtet. Ich weiß, dass mein Glück damit aufgebraucht ist, doch scheinbar ist auch der Bogenschütze so schwer verletzt, dass er das Fernduell aufgibt.
Takris hat unterdessen die Spitze des glitschigen Brunnens erreicht und will die obligatorische Falle entschärfen, die das Wiedereinsetzen des Elementarkristalls verhindern soll und scheitert diesmal. Die Stachelbombe löst aus und sprengt die Floranis-Statue in die Luft. Takris kann größerem Schaden gerade so entgehen, indem er sich geistesgegenwärtig fallen lässt und in die Schale unter ihm abstürzt.
Unterdessen kommt Arcaria Valan aus der Arena gestürmt und springt mit unmenschlicher Kraft auf den Brunnen. Die Verletzung, die Aldér ihr zugefügt hat, scheint sie nicht zu behindern. Ihr Hass auf Takris ist grenzenlos und Takris hätte diesem Arcaria-Golem sicher nicht viel entgegenzusetzen gehabt, doch wieder einmal ist es Raki, der das große Rad des Schicksals dreht und als Wächter von Chaelim seinen Speer schleudert, der Arcaria vom Brunnen fegt. Tust ist sofort zur Stelle und gibt der Anführerin der Valan den Rest.
Wieder ist ein Kampf zuende, bevor er richtig begonnen hat. Zudem können wir nun endlich den ersten Haken an einen Namen unserer Feindesliste machen. Die Valan werden uns, zumindest vorerst, nicht mehr in die Quere kommen.
Doch wir haben ein Problem: Wo soll Takris den Kristall anbringen? Die Statue ist zerstört. Nach einigem Suchen findet er aber den Arm mit der ausgestreckten Hand, in der der Kristall gelegt werden muss. Takris kann das Ritual doch noch vollenden, auch wenn wir noch entscheiden müssen, wie und wo der Arm mit dem Kristall zukünftig sicher verwahrt werden kann, damit der Schutz Märkteburgs aufrecht erhalten bleibt.
Doch darum kümmern wir uns später. Zuerst atmen wir alle tief durch und freuen uns, dass wir die Begegnungen alle überlebt haben.

Der Ostmarkt