Überfälle auf dem Nobridot

Der geborene Leibwächter

Der Hügel Nobridot, auf dem heute der berüchtigte Kerker Kraegslok steht, kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Seit jeher war der strategisch vorteilhafte Aussichtspunkt über ganz Märkteburg ein umkämpfter Flecken Erde. Viele Schlachten und Scharmützel wurden hier schon geschlagen. Und das Kraegslok drückt dem Hügel seinen ganz eigenen Stempel auf. Doch erst die unheilige Verbindung mit dem dämonischen Regen verwandelt die Erhebung in die Hölle, in deren Mitte wir uns plötzlich befinden. Leider wurde mir dieser Umstand jedoch erst viel zu spät bewusst, sonst hätte ich mich besser auf die Ereignisse vorbereiten können. Doch der Reihe nach!

Wir sind gekommen, um Jarl Knut zu befreien. Takris hatte zuvor schon die wichtigsten Punkte ausgekundschaftet und in einer konzertierten Aktion erledigt er, zusammen mit Aldér, die beiden Torwachen äusserst effektiv und lautlos. Unser Weg ins Kraegslok ist frei, nachdem Aldér und ich auch die beiden Wachhunde ausgeschaltet hatten.
Sämtliche andere Wachen befinden sich in der Wachstube, die auch als Küche und Schlafplatz herhalten muss. Zwei von ihnen sind wach, der Rest schläft in übereinander gestapelten Kojen. Tust und Raki setzen erneut auf die Kraft der Stachelbomben, die wieder verlässlich funktionieren. Während Aldér draußen im einzigen Baum auf dem Gelände sitzt und dort einen guten Überblick hat, ob sich von außen jemand nähert, oder von drinnen jemand fliehen will, stürmen Raki, Tust und Takris nach der Bombenexplosion in die Wachstube und schalten die Überlebenden aus. Allein der Scharfrichter Pook Stielhammer leistet noch erbitterten Widerstand und flüchtet vor unserer Übermacht schließlich durch den Kamin in den Wartebereich des Gefängnisses. Da ich noch draußen gestanden habe, eile ich zu den entsprechenden Fenstern auf der anderen Seite des Gebäudes und halte Stielhammer im Auge. Er denkt nicht daran, sich zu ergeben und so müssen Tust und Raki ihn schließlich erledigen, nachdem er zuvor versucht hat, den Zellenschlüssel ins Kaminfeuer zu werfen. Takris schnappt sich den Schlüssel und verschwindet mit ihm in Richtung Zellentrakt. Wir wollen keine Zeit verlieren und den Ort mit Jarl Knut möglichst schnell verlassen.

Währenddessen bekommen Aldér und ich draußen unerwarteten Besuch: Die Leichen auf dem Totenacker erheben sich aus ihren Gräbern und machen sich als Zombies auf den Weg zu uns. Doch sie sind nur die Vorhut. Auf dem gesamten Hügel erheben sich immer mehr Zombies und drängen gegen das Gitter in der Außenmauer. Während Aldér einen nach dem anderen von denen erledigt, die sich mir nähern, levitiere ich mich aufs Dach des Kraegslocks und erstarre. Jenseits der Mauer entdecke ich hundert und mehr Zombies, die nun alle langsam aber beständig dem Tor entgegenstreben. Die Toten der Schlachtfelder haben sich erhoben. Aldér bekommt unterdessen Besuch von einem der toten Wachhunde, der ebenfalls ein untotes Dasein begonnen hat und es sogar schafft in den Baum zu KLETTERN! Aldér schießt ihn herunter, lenkt damit aber die Aufmerksamkeit der Untoten auf sich, die gerade das Tor aufgedrückt haben und sich als unendlich scheinende Flut in den Hof des Gefängnisses ergießen. Es wird ungemütlich.

Tust und Raki nehmen sich im Aufenthaltsraum der Wachen den Zombies an, die durch die offene Tür hereinströmen, Aldér versucht sich die untoten Kreaturen vom Hals zu halten, indem er Pfeil um Pfeil auf sie abfeuert und Takris entdeckt im Zellengang Runen, die einen Alarm auslösen, wenn sie überschritten werden. Schutz bieten die Schuhe der Wachen. Er brüllt in den anderen Raum, man möge ihm zwei Paar bringen, damit er endlich Jarl Knut befreien kann. Raki und Tust reagieren. Ich habe mich unterdessen vom schlüpfrigen Dach auf einen niedrigen Dachboden vorgearbeitet und überlege, ob und wie die Untoten zu bannen seien. Es gibt eine Möglichkeit, doch sie bedarf einiger Vorbereitungen. Ich mache mich unverzüglich an die Arbeit.
Takris befreit unterdessen Magmor, den ersten Gefangenen. Dieser ist ein hühnenhafter, glatzköpfiger Mensch, der angeblich auch im Widerstand war, aber merkwürdige Erinnerungslücken offenbart. Er lässt sich von Tust „überreden“, mir etwas Blut für ein magisches Ritual zu spenden. Unterdessen wird es für uns immer brenzliger. Der Strom der Zombies nimmt nicht ab. Mehrere Hundert drängen sich immer nachdrücklicher gegen Türen oder erklettern Aldérs Baum. Bald wird auch die Tür zum Warteraum fallen und dann haben wir keine Chance mehr. Aldér nutzt vermutlich die letzte Chance, vom Baum abzuspringen und ins Innere des Kraegsloks zu gelangen, bevor die Woge der Untoten über ihm zusammenschlägt.
Als Takris sich gerade entschließt, einen Priester der Wahnsinnigen Passion Raggoks nicht herauszulassen und stattdessen Edra Raben befreit, eine Geisterbeschwörerin, sowie endlich auch Jarl Knut, spüre ich, wie mein Bannzauber seine Wirkung entfaltet und die dämonische Beseeltheit aus den untoten Fleisch- und Knochengerüsten entweicht. Der Spuk ist verüber, doch haben wir neue Aufmerksamkeit auf uns gezogen: Zwei Luftschiffe kreisen über dem Kraegslok. Wir müssen verschwinden. Takris und Jarl entdecken am Ende des Zellentrakts einen alten Fluchttunnel, durch den wir alle bis hinter die Außenmauer des Kerkers flüchten und uns in einem geeigneten Moment ungesehen aus dem Staub machen. In der Lagerhalle der Widerständler kommen wir einen Moment zur Ruhe.