Ein Wiedersehen und erste Scharmützel

Im Dunstkreis der Valan

Vor dem Marktbräu treffen Tust und ich wieder auf Aldér und Raki. Auch Takris, der die beiden vom Fenster aus gesehen hatte, kommt zu uns herab. Raki und Aldér berichten, dass die Wachen auf den Straßen sich alle in eine Richtung auf den Weg gemacht haben. Sie scheinen der Trommel und dem Gesang nachzugehen, der plötzlich in der Stadt zu hören ist. Ein Lied, das Trost spendet und die Herzen erwärmt.
Raki und Aldér wollen den Wachen nachgehen und brauchen uns nicht lange zu überreden. Wir können uns vorstellen, was Belitors Schergen mit den ‚Störern‘ anstellen werden, wenn sie sie zu fassen bekommen.

Kurz darauf gelangen wir auf einen größeren Platz und können die Quelle der erbaulichen Musik ausmachen. Es sind tatsächlich Torgonnus und Sula und ein alter Mann, den Aldér ehrfürchtig als Schirrmacher, den blinden Bogenschützen identifiziert. Zeit für eine Wiedersehensfeier bleibt uns allerdings nicht, denn es sind insgesamt sechzehn Wachen, die sich eingefunden haben, um Jagd auf die Unruhestifter zu machen. Acht von ihnen sind Bogenschützen auf den Dächern ringsum.
Aldér zögert nicht und fegt mit einem Explosionspfeil zwei Bogenschützen vom Dach und auch mir gelingt es, mit der Druckwelle eines explodierenden Feuerballs zwei weitere Schützen in die Tiefe zu stürzen. Tust rennt mitten in den Pulk der Kämpfer auf dem Boden und kurz darauf sieht man Körper durch die Luft fliegen, hart auf dem Boden aufschlagen und still liegen bleiben. Der Zwerg ist in seinem Element, nicht mal der Verlust eines Arms kann seinen Kampfwillen brechen. Takris verschwindet in den Schatten und massakriert zwei Gestalten, die es auf Prinz Torgonnus abgesehen hatten, während Raki mit dem Speer von Caelim zuerst die Bogenschützen blendet, den Speer dann in einer flüssigen Bewegung wieder auffängt, um einem heranstürmenden Wächer damit den Garaus zu machen.
Innerhalb kürzester Zeit sind dreizehn Gegner ausgeschaltet und einer gefangen. Leider ist zwei Bogenschützen auf dem Dach die Flucht gelungen.
Zeit für ein kurzes Wiedersehen mit Torgonnus und Sula bleibt auf der Straße kaum. Wir lassen uns von ihnen in ihr Versteck, einen alten Lagerschuppen führen, wo wir uns unterhalten können. Wir berichten, was wir über Märkteburg und Belitor erfahren haben. Von den anderen erfahren wir, dass sie ihre Anhänger entweder im Kampf verloren haben, oder sie entmutigt durch den beständigen Regen zu ihren Familien zurückgekehrt sind. Nachdem Jarl Knut gefangen genommen wurde, sind besteht der Widerstand gegen Belitors Herrschaft nur noch aus diesen drei tapferen Gestalten vor uns. Doch sind sie jetzt nicht mehr allein.

Von unserem Gefangenen erfahren wir, dass Jarl Knut im Kraeglok gefangen gehalten wird, dem berüchtigten Gefängnis von Märkteburg, in dem zu normalen Zeiten nur Schwerverbrecher eingesperrt werden. Jarl soll am nächsten Morgen hingerichtet werden.
Und so steht schnell unser Plan: Jarl Knut befreien, die Aktivierung des Schutzschirms am nächsten Mittag verhindern und dann erst versuchen, Belitor, den Zauberer Bysumil Nerg und den Blutsäufer zu neutralisieren. Alle sind sich einig, dass wir den dämonischen Regen so schnell wie möglich stoppen müssen.

Der Gefangene wird verschnürt in der Lagerhalle zurückgelassen, Takris macht sich auf, heimlich das Kraegslok auszuspähen und mehr über Sicherungsmaßnahmen und Wachen herauszufinden, während der Rest unserer Truppe sich die Kugel auf dem Flachdach vornimmt, deren Erreichtung wir Stunden zuvor beobachten konnten.

Vor Ort stellt sich heraus, dass die dort abgestellten Wachen noch immer vor Ort sind und ihre Arbeit offensichtlich ernst nehmen. Mit Astralsicht fällt mir auf, dass der Zwerg, der auch der Anführer zu sein scheint, ein Magier ist. Es könnte also heikel werden.
Wir sprechen uns kurz ab. Während Raki, Tust und Torgonnus die Wachen beschäftigen sollen, würden Sula und ich versuchen, die magische Kugel zu manipulieren. Sula würde mir den Rücken frei halten. Sobald ich oben Kampflärm höre, würden wir auf die Dachterrasse schweben.

Später, nach dem Kampf, wird Tust uns erzählen, wie sie die improvisierte Wachstube gestürmt haben: Durch die geschlossene Tür konnten unsere Freunde den Zwerg mit den Orks streiten hören. Es ging ums Essen und um Zwiebeln, die der Zwerg dazu haben wollte. Tust und Raki beschließen zu liefern: Raki reißt die verschlossene Tür beinahe aus den Angeln, als er das Schloss mit roher Gewalt knackt und Tust wirft eine Stachelbombe in den Raum, mit den Worten: „Hier sind die Zwiebeln“. Raki knallt die Tür wieder zu und der nächste Knall zerreißt den Zwergenmagier. Zeit für die Freunde nachzusehen, wer die Explosion überlebt hat. Sie werden von den Orks empfangen.

Ich schwebe mit Sula neben der Kugel ein und analysiere die zugrunde liegende Zauberstruktur. Schnell erkenne ich die mir schon bekannte Signatur von Bysumil Nerg. Wieder eindeutig seine Handschrift. Würde er nicht mit allem mir bekanntem Bösen unter einer Decke stecken, würde ich glatt meinen Hut vor ihm ziehen. Als Magier besitzt er herausragende Qualitäten. Da ich aber seine Spur des Leids und der Zerstörung kenne, überwiegt mein Zorn die Bewunderung spielend. Apropos Spiel: Ich beschließe auch ein Spiel zu spielen, den Überwachungsschirm nicht einfach zu zerstören, sondern nur den Empfänger der Alarmbotschaften auszutauschen. Ab sofort wird nicht mehr Bysumil über mögliche Eindringlinge unterrichtet, sondern ich. Keine Ahnung, ob mir das etwas bringt, aber es sabotiert seinen Plan und vielleicht nützt es uns zusätzlich.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen löse ich meine Konzentration wieder von der Kugel. Wir sind hier fertig, Zeit zu verschwinden. Erst später erfahre ich von Aldér, dass er mir den Rücken freigehalten hat, indem er sich ein Fernduell mit zwei Bogenschützen geliefert hat, die es eigentlich auf mich, beziehungsweise auf jeden, der der Kugel zu nahe kommt, abgesehen hatten.
Gesehen oder gehört habe ich von den Schützen nichts. Dafür kann ich in die improvisierte Wachstube schauen und erkennen, dass Raki und Tust die beiden Menschen bereits ausgeschaltet haben, die Orks sich aber als zähe Gegner erweisen. Ich versuche noch, Raki zu Verstehen zu geben, dass sie sich zurückziehen sollten, möglichst indem sie den Orks das Gefühl geben, die Angreifer in die Flucht geschlagen zu haben, aber der Riese steht mal wieder auf der Leitung. Dann also Plan B. Ein schnelles Ende. Wir müssen hier verschwinden und die Aufmerksamkeit wieder von der Kugel weglenken.
Mit Sula eile ich zur geöffneten Tür, durch die ich einen Blitzstrahl schicke, der einen der Orks kurz aufleuchten und dann zusammenbrechen lässt. Der andere Ork flieht, als er feststellt, dass er der letzte Überlebende seiner Gruppe ist. Im Flur stoßen wir auf den verletzten Torgonnus, der von dem zweiten Menschen, der ebenfalls geflohen zu sein scheint, einen tiefen Schnitt in den Oberschenkel verpasst bekommen hat. Das ist das Ende der Mission für ihn und Sula. Letztere beauftrage ich, Schirrmacher und Torgonnus in ihr Versteck zurück zu bringen und die Wunde zu versorgen.
Wir anderen machen uns auf den Weg zum Gefängnis, wo wir kurz darauf Takris treffen.

Der hatte sich mit seiner Klauenhand geschickt in einen Baum jenseits der Gefängnismauern geschwungen und konnte dort in aller Seelenruhe Wachen und Wachhunde ausspionieren. Selbst zum Aufbau im Inneren konnte er etwas sagen. Und das ohne Zauberei. Manchmal sind mir Takris‘ Fähigkeiten echt unheimlich.

Wir arbeiten einen Plan aus, wie wir auf das Gelände kommen. Dazu bilden Takris und Aldér die Speerspitze. Wir anderen folgen im Anschluss. Takris soll vom Baum aus, durch einen gezielten Wurf eines Astes, die Aufmerksamkeit der Wachen auf das Tor lenken, in der Hoffnung, dass sie das Tor öffnen, um nachzusehen. Dass soll Aldér nutzen, um durch den Spalt eine Wache auszuschalten. Um den anderen würde sich Takris kümmern. Ziel ist, die Aktion schnell durchzuführen, bevor die übrigen Wachen, die nachts schlafen, eingreifen können. Alles hängt nun von Takris Wurf ab, und ob die Wachen tatsächlich nachsehen würden.

Ich bin froh, dass unsere vielen kleinen Nadelstiche in rascher Folge meine gesamte Konzentration beanspruchen und ich nicht darüber nachdenken muss, welche weiteren Gegner noch vor uns liegen.